Russland-Austausch

 

Das SMG hat bereits seit 2014 eine enge Schulpartnerschaft mit dem Gymnasium Nr.4 in Wolgograd. Seit Herbst 2014 treffen sich die deutsche und russische Schülergruppe jährlich abwechselnd in Deutschland und Russland.

Die Fachschaft Russisch am SMG, Frau Buchner-Naujoks und Frau Deylov, sind schockiert und bestürzt über die Ereignisse in der Ukraine. Sie hätten dieses nicht für möglich gehalten und wurden nun eines Besseren belehrt. Ähnlich geht es ihren Kolleg:innen in Wolgograd, aber auch anderen, privaten Kontakten in Russland, mit denen sie im Austausch sind. Beide Seiten sorgen sich um das Fortbestehen des Schüleraustausches zwischen dem SMG und dem Gymnasium Nr 4, betonen aber: Gerade jetzt ist der gegenseitige Austausch wichtig, da auch viele Russ:innen den Krieg ablehnen. Das politische System muss klar vom russischen Volk, von den Menschen getrennt werden. Frau Buchner-Naujoks und Frau Deylov stehen als Ansprechpartnerinnen für die Teilnehmer:innen des Russlandaustausches, aber auch für andere, besorgte Schüler:innen mit Gesprächsbedarf zu Verfügung (Klick auf die roten Namen der Kolleginnen).

 

Schüleraustausch: SMG und das Gymnasiium Nr. 4 in Wolgograd / Russland

 

Wegen der Corona-Pandemie konnte der geplante Besuch der Wolgograder Gruppe 2020 nicht stattfinden. Wir warten die weitere Entwicklung ab und planen, die Schüler:innen einzuladen, sobald das Infektionsgeschehen und die politische Situation dies wieder zulassen.

Die russischen Schüler:innen sind 13 bis 16 Jahre alt und lernen in der Regel Deutsch, oft auch Englisch. Wer von ihnen kein oder wenig Deutsch kann, kommt in eine Familie mit Russischkenntnissen. Wer also sein Russisch auffrischen möchte, hat so Gelegenheit. Wir überlegen uns gemeinsam im Vorfeld für die acht Tage (ohne An- und Abreise) ein vielfältiges Programm nach euren Wünschen mit Ausflügen, Aktionen wie Kochen, Klettern, Fackelwanderung, Theater … Ein eigenes Zimmer erwarten die Gäste nicht, eine Matratze reicht. Die Kosten legen wir zusammen mit den Eltern fest und passen (je nach Höhe der Zuschüsse) unser Programm daran an, zuletzt ca 60-80 Euro pro Familie. Wer Interesse hat und / oder weitere Informationen möchte, meldet sich bitte bei Frau Buchner-Naujoks, z.B. am Lehrerzimmer oder gerne auch per Mail.  

 

Besuch des SMG in Wolgograd (September 2019)

Nachfolgend finden Sie einen ausführlichen Bericht. Weitere Fotos finden Sie hier. Hören Sie hier den Mittschnitt einer Radiosendung zum Schüleraustausch.

21.9. In Wolgograd wird es herbstlich kuehl, so tut uns der Abschied weniger weh. Gestern nachmittag haben wir unsere Austauschtradition fortgesetzt, nach welcher die Gaeste das Abschiedsfest organisieren und gestalten -auch dieses Jahr wieder ein gelungener Abschluss. Damit wollen wir den jungen Russen ein typisch deutsches Fest unserer Region naeher bringen – diesmal hat unsere Gruppe sich fuer das Thema „Kerb“ entschieden. Zuerst sangen wir fuer die Partnerschuele,  ihre Eltern und die Direktorin Tatjana Korytina, die dafuer ihre Arbeit unterbrach, Namikas „Lieblingsmensch“. Dann zeigte Magnus eine Praesentation mit Fotos, Erklaerungen, Geschichte, Entwicklung des Brauches und Einzelheiten der Kerb. Als Geschenk hatten wir -so wie bei der Kerb ueblich- Jahrgangs-T-Shirts dabei, in der Prowo selbst gestaltet mit den Logos des SMG und des Gymnasiums Nr.4. Da wir weder Karussels, Autoscooter noch einen Alkoholausschank bieten konnten, baute Helena ersatzweise eine gut bestueckte Tombola  auf, Fiete einen Stand zum Dosenwerfen, auch Flaschenkegeln und Enten-(Korken)fischen konnte von den Russen ausprobiert werden. Die russischen Schueler, ihre Eltern und besonders die kleinen Geschwister probierten begeistert alles aus. Anschliessend startete die „Kerbedisco“ , laut beschallt durch Magnus‘ spezielle Stimmungs-Playlist  mit Zeitungstanz und Spielen, dann wurden wir auch schon von den Eltern zum Essen gerufen. Dabei gab es viele Dankesworte an die Eltern, organisierenden Lehrer und die experimentierfreudigen, mutigen Schueler.

Heute am letzten Tag musste wegen des Wetters das Programm spontan geaendert werden, da der Freizeitpark „Belyi weter“ bei Kaelte, Regen und Schlamm wohl wenig Freude bereitet haette. Bewegung gab es dennoch genug, wir wichen in eine Trampolinhalle aus. Durchtrainierte Trainer gaben uns Anweisungen, machten Spiele mit uns, es gab auber auch die Moeglichkeit, frei zu springen. Magnus‘ heutiger Geburtstag wurde gefeiert in einem separaten , buntgestrichenen Raum fuer Kindergeburtstage mit Pizza, Geburtstagslied und vielen Ballons. Dabei uebertoente die Popmusik die freudigen Schreie der Springenden, teilweise auch umgekehrt.  Hoffentlich schlafen die Kinder gut, denn die Nacht wird kurz: um 5.30h treffen wir uns bereits am Flughafen. 

20.9.: Julia, eine charmante Kunstlehrerin, hat gestern (19.9.)zuerst mit uns Karten aus Servietten gebastelt, in Pastellfarben und mit 3-D-Effekt, verziert mit Reliefscherenmuster und Motivstanzer. Naechster Programmpunkt:per Strassenbahn ging es dann zu einer nachhaltigen Geschichtslektion im Panoramamuseum zur Stalingrad-Schlacht. Der Betrachter blickt 360 Grad um sich herum  und sieht den Anblick, den man am 26.Januar 1943 vom Mamaj-Huegel aus hatte: Der gegenstaendliche Vordergrund mit nachgebildeter schneebedeckter Erde und Original-Fundstuecken verschmilzt optisch mit dem riesigen Gemaelde dahinter. Ein Bild des Grauens: sterbende, ausgemergelte Soldaten, teilweise in Sommeruniformen und Lumpen an den Fuessen, Soldaten, die vergeblich Schutz suchen, ihn aber im gefrorenen Boden nicht finden, Leichen, die um provisorische Kreuze verstreut herumliegen, Geschuetze fliegen umher, in der Ferne brennt die Stadt oder ist bereits zerstoert, Fallschirme mit Material werden abgeworfen…..Anschliessend werden die ausgestellten Fundstuecke angeschaut: Uniformen, Plaene , Waffen, Versorgungskapseln, abgestuerzte Flugzeigteile u.a. Ein Modell der Stadt zeigt mit technischer Hilfe den Verlauf der Zerstoerung. Wir sehen die Plakate, mit denen die sowjetische Regierung die leidende, hungernde, verwundete Bevoelkerung zum Durchhalten aufrief- und zum aktuellen Thema fake news: eine Druckplatte aus Hitlerdeutschland, mithilfe derer die Wehrmacht-Propaganda den Russen versuchte weiszumachen, dass Stalingrad gefallen sei, um ihre Durchhaltemoral zu schwaechen. Herr Aichroth erklaerte auf Deutsch allen Interessierten saemtliche Details, bis wir im Keller des Museum -repraesentativ gestaltet mit Marmor, Ledersofas, goldgerahmten Fotos der Kriegszeit-zu Mittag assen. 

Am Nachmittag als Kontrastprogramm dazu: Im Einstein-Museum knobeln und lachen die Schueler bei physikalischen Experimenten. Sie heben Autos hoch, erzeugen weisses Licht, lernen etwas ueber die Relativitaet von Groesse und schiefen Ebenen, die Jungs werden hochschwanger und sehen optische Taeuschungen, waehrend der nun bekannte Artjom ein Klavier entdeckt, nicht mehr verlaesst und die Entdeckungen musikalisch untermalt….

Heute morgen konnten wir im Schokoladenmuseum Bilder, Statuen und sogar Moebel aus Schokolade bewundern. Anders als das  Koelner Schokoladenmuseum besteht es nur aus zwei Raeumen und ermoeglicht praktische Tatigkeit: die Herstellung einer Schokoladenfigur, und  man durfte sich am Schokobrunnen sogar sattessen mit einem Becher frischer Fruechte mit Schokososse- lecker. Aber es gab auch Infos ueber die Herkunft, die Bestandteile, Eigenschaften der Leckerei.

18.9.: Leider sind zwei Schueler etwas erkaeltet, aber sie sind heute im Bett geblieben und wollen morgen wieder am Programm teilnehmen. Mit 12 deutschen Teilnehmern waren wir heue morgen im Musikinstrumentemuseum ein wenig ausserhalb der Stadt im Krasnoarmejskij rajon (Rote Armee-Bezirk): ein grosser Raum in einem normalen Wohnhaus, liebevoll vollgestopft bis unter die Decke mit alten Musikinstrumenten, die von einer privaten Familie gesammelt, repariert oder ueberhaupt erst instandgesetzt worden waren. Auf einem wunderschoenen alten Klavier aus dem 19. Jahrhundert spielte spontan der unscheinbare, stille Artjom, 15, auswendig  und fehlerfrei Beethovens Mondscheinsonate und beeindruckte uns alle damit – wir waren schlicht begeistert! Raschid, der vielleicht ruecksichtsvollste, beste Busfahrer Russlands, brachte uns danach weiter nach Sarepta, der Siedlung der ersten Wolgadeutschen, die Katharina die Grosse an die Wolga geholt hatte, um das Land fruchtbar zu machen und weiter zu entwickeln. Die Mitglieder der Herrnhuter Bruedergemeinde hinterliessen eine Apotheke samt schmuckem Wohnhaus, eine helle lutherische Kirche, die noch genutzt wird, eine Bibliothek und eine Werkstatt mit Naeh- und anderen Maschinen. Dort haben wir selbst Senf hergestellt und spaeter im gemuetlichen Restaurant Lebkuchen geknetet und gestaltet, den gab es nach dem Mittagessen als Dessert. In der Naehe bot sich ein Abstecher zum nahe gelegenen Wolgo-Don-Kanal an, den wir mit einer Schleuse im Vorbeigehen kurz anschauten. Die zum technischen Meisterwerk hin ausgerichtete Leninstatue (35m hoch) konnte uns nach dem Besuch der Mutter Heimat-Statue nicht mehr so stark beeindrucken, aber im Vergleich zu ihr war Lenin nicht im Geruest und zeigte sich unverhuellt schreitend in seinem Anzug.

17.9.: Heute hatten wir anfangs Unterricht mit den Russen, dann Mittagessen, mittags begann der nachdenkliche und traurigere Teil der Austauschfahrt: die Auseinandersetzung mit dem Grauen und der Brutalitaet der Schlacht von Stalingrad, Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, von den Russen „Grosser Vaterlaendischer Krieg“ genannt. Die Stadtrundfahrt war eine umfangreiche Geschichtslektion, wir sahen den Schauplatz eines Haeusernahkampfes, eine ausgebrannte, zerstoerte Muehle, aber auch Strasserzuege voller massiv gebauter, mehrstoeckiger Wohnhaeuser, die von deutschen Kriegsgefangenen nach Kriegsende bis Mitte der 50er Jahre wieder aufgebaut wurden. Das Wahrzeichen der Stadt, die 85 m hohe Mutter-Heimat-Statue, ist der Hoehepunkt und das Zentrum in einer riesigen, gepflegten Gruenanlage voller anderer Statuen, Wasserbecken (Symbol fuer das Meer der vergossenen Traenen), Inschriften, einer Kirche und einer runden Halle mit der Fackelhand des ewigen Feuers, das von Wachsoldaten sorgfaeltigst bewacht wird. Die Wachabloesung und das Ablegen der roten Nelken bei den Klaengen von Schumanns „Traeumerei“,  die Monumentalitaet des Bauwerk-Ensembles und die Wuerde der gesamten Atmosphaere beeindruckte die Kinder, wie die meisten von ihnen anschliessend bei einer kurzen schriftlichen Befragung zu Papier brachten. Wir danken den russischen Schuelern, die uns ueber die Details der verschiedenen Stationen auf Deutsch informiert haben und Anna, die alles ueber die Stadt weiss und spannend in gutem Deutsch davon erzaehlte! Die meisten Schueler waren gut vorbereitet, kannten die Spuren des Krieges aus ihren Familien und waren daher sehr interessiert und innerlich beteiligt. Die ernste Stimmung nahmen alle wahr. 

15./16.9.: Gestern waren die Schueler in ihren Gastfamilien, es gab kein offizielles Programm. Viele waren im Zirkus und fuhren spaeter auf dem neuen Riesenrad, das erst zur Fussball -WM 2018 entstanden ist. Andere waren im Kino, im Planetarium, gingen reiten oder fuhren in die laendliche Umgebung mit Frauenkloster, Militaermuseum u.a. 

Heute (16.9.) haben die Kinder den Unterricht mit ihren Gastgeschwistern besucht, dann gab es Mittagessen in der oeffentlichen Kantine. Wir fuhren mit der Metro zwei Stationen zum Ufer der Wolga, dort stiegen wir um 15 h in ein Boot, das uns die Stadt vom Fluss aus zeigte. Wir sahen die Mutter Heimat-Statue in einem -so wirkte es von weitem – „Schutzanzug“, denn sie steckt derzeit komplett mit ihren 85 m Hoehe in einem Geruest, weil nach etwas ueber 50 Jahren eine Renovierung oder Stabilisierung ansteht. Das alte Munitionswerk „Roter Oktober“ war zu sehen in seinem „morbidem Charme“. Anschliessend war wieder Bewegung angesagt: Auf einem Sportplatz nahe des Gymnasiums wurde Fussball und Volleyball gespielt, bis die Kinder gegen 18 Uhr wieder nach Hause fuhren.

13./14./15.9.

14 Schüler*innen des SMG sind aktuell in Wolgograd bei Sommerwetter!

Nach der Ankunft am Freitag um 20:00 Uhr wurde am Samstagvormittag Lasertag und Volleyball gespielt und dann gegrillt. Ab 16:00 Uhr war eine Empfangsfeier, in deren Rahmen verschiedene Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nr.4 für uns gesungen, getanzt oder Präsentationen gezeigt haben, so z.B. einen Beitrag des russischen Regionalfernsehens über unseren Austausch. Eine dynamische und motivierte Sportlehrerin brachte einige Freiwillige dazu, vor dem Publikum Cheerleading-Tänze auszuprobieren: beispielsweise die begleitenden Lehrer Bettina Buchner und Jonathan Aichroth, aber auch einige andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrt. Die Eltern machten uns derweil ein Buffet mit russischen Köstlichkeiten wie Blini, Piroggen oder Pelmeni in einem liebevoll dekorierten Englisch-Fachraum.  Dann fuhren manche ins neue Fussballstadion, weil dort ein Spiel der russischen ersten Liga stattfand. Andere gingen in der Stadt spazieren (Fotos hier.).

Den Sonntag, den 15. September 2019, verbringen alle in ihren Familien, daher folgt der nächste Eintrag erst nach dem Wochenende! 

 

Infos zum Austausch

Auch in Zeiten zunehmender politischen Spannungen hält das SMG an seinem Austausch mit dem Gymnasium in Wolgograd (ehemaliges Stalingrad) fest, nachdem die Deutschlehrerin Elena Surkova (Wolgograd) und die Russischlehrerin Bettina Buchner-Naujoks (Ingelheim) sich im Herbst 2013 kennenlernten, einen Partnerschaftsvertrag zwischen den Gymnasien entwarfen und initiierten. Diesen unterschrieben und unterstützten auch die jeweiligen Schulleiter, Frau Tatjana Korytina und Dieter Schacht im November 2013. Damit konnte es es losgehen! Seither sind mehrere bilaterale Freundschaften entstanden, sodass manche Teilnehmer an bis zu vier Begegnungen teilgenommen haben oder sich auch „privat“ noch trafen.

In der Prowo haben die Teilnehmer den Abschiedsabend geplant. Dessen Motto: Die „Kerb“. Dazu gehören eine Tombola, eine „Kerbejahrgangs“T-Shirt, Spiele und eine „Kerbedisco“. Beim Austausch gibt es die Tradition, dass die Gäste den Abschiedsabend als „Geschenk“ für die Gastgeber organisieren mit einem landestypischen Fest- 2017 wurde im September deshalb in Wolgograd die Fastnacht gefeiert.

Heimat erkunden:Wanderung zur Loreley

Die Kosten für den Flug (Aeroflot) mit Umstieg in Moskau betragen (nach einer kurzfristigen tax-Erhöhung) 534 Euro. Da wir jedes Jahr Fördergelder bekommen, werden diese auf die Teilnehmer umgelegt, dadurch kann der Flugpreis ein wenig ermäßigt werden (ca. 30 Euro, die Kostenzusagen mit genauer Höhe erfolgen aber erst kurz vor der Fahrt). Die Kosten für das Visum (30 Euro/ Schüler, sofern sie keinen russischen Pass haben) werden vom Förderverein finanziert. Für die Unterbringung in der Gastfamilie und das Programm zahlen die russischen Gastgeber- sodass nur noch ein Taschengeld eingeplant werden muss. Da der Rubelkurs in den letzten Jahren stark gefallen ist, bekommen Deutsche viele Rubel für ihre Euro (zurzeit 1 Euro=80 Rubel), folglich wird nicht viel Taschengeld nötig sein.

Mit den Russen wurden wir in der Kreisverwaltung von der Landrätin Schäfer empfangen

Wir freuen uns schon auf die abenteuerliche Reise nach Wolgograd!

Da dort im ehemaligen Stalingrad (so hieß die Stadt früher) eine bedeutende, den Kriegsverlauf entscheidende Schlacht zwischen Russen und der deutschen Armee stattfand, werden wir auch vieles über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges lernen, aber auch über die Geschichte der Wolgadeutschen, die vor ca. 250 Jahren aus Deutschland vor der Armut an die Wolga auswanderten, nachdem Katharina die Große sie angelockt hatte. Die Teilnehmer werden jeweils Aufsätze zu unterschiedlichen Themen erarbeiten- von der Schuluniform bis zum Interview mit Zeitzeugen bzw. deren Kindern. Natürlich wird auch Spaß und Spiel auf dem Programm stehen, z.B. im Freizeitpark „Belyi weter“ mit Hochseilgarten, Kletterturm, Bungeejumping von hohen Bäumen und vieles mehr ….

 

Die Geschichte des Austausches und die bisherigen Begegnungen

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nr.4 Wolgograd zeigen stolz ihre Deutsch-Lehrbücher und wollen deutsche Schüler kennenlernen.

Das SMG hat seit 2014 einen Schüleraustausch mit dem Gymnasium Nr.4 in Wolgograd, eine Millionenstadt in Südrussland, unter älteren Menschen auch bekannt unter dem früheren Namen „Stalingrad“. Zuvor hatte die im 16. Jahrhundert entstandene Stadt auch den Namen „Zaryzin“.
Die erste Begegnung fand mit 15 deutschen und 14 russischen Jugendlichen der 7. bis 10. Klassen im Oktober 2014 in Ingelheim statt.
Der Gegenbesuch in Wolgograd war im September/Oktober 2015. Das war genau 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, deshalb wurde der Austausch unter das Motto „Das deutsch-russische Verhältnis 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs“ gestellt. Dazu arbeiteten die teilnehmenden Schüler an einem „Austausch-Reiseführer“ mit Informationen, Reisetagebuch, Fotos und ihren persönlichen Erfahrungen, der anschließend gedruckt wurde. 2017 hat die deutsche Gruppe diesen zur Vorbereitung ihrer Reise nach Wolgograd genutzt.

Die dritte Begegnung fand wiederum in Ingelheim statt, von 23.9. bis 3.10.2016. Dazu hat das SMG 16 Schülerinnen und Schüler aus Wolgograd mit zwei Lehrerinnen eingeladen. Unser Projekttitel lautete: „Deutschland verstehen durch Auseinandersetzung mit Geschichte“. Der Anlass dazu war das 200-jährige Jubiläum unserer Kulturregion Rheinhessen. Folglich haben sich die Austausch-Teilnehmer mit Ereignissen und Persönlichkeiten auseinandergesetzt, die in unserer Region gewirkt haben, so z.B. Sebastian Münster, Karl der Große (Ingelheim), Johannes Gutenberg (Mainz), Martin Luther (Worms).

Die vierte Begegnung war im September 2017, wie immer 10 Tage. Wir wurden von unserem Direktor Herrn Schacht begleitet, der 2015 bei der ersten Russland-Fahrt verhindert war, aber als Geschichtslehrer sehr neugierig auf das ehemalige Stalingrad und stolz auf das „Abenteuer Russland“ war. So hat er ein Foto-Tagebuch erstellt, das die Daheingebliebenen in Deutschland aktuell mit Fotos und Informationen versorgte. Wir haben z.B. den „Weltfriedenstag“ der UNO kennengelernt, der in Wolgograd feierlich-streng begangen wurde, den aber zuhause kaum jemand kennt….Weil Besuch aus Deutschland so etwas Ungewöhnliches ist, hat ein großer russischer TV-Sender, Kanal 1, unseren Besuch mit einem Beitrag in den Regionalnachrichten gewürdigt.

Von 19. bis 29. Oktober 2018 haben uns dann die Wolgograder Schüler am SMG besucht. Ein Novum war, dass wir neben vielen Ausflügen zusammen in der Lehrküche gekocht haben: Die russischen Gäste durften sich deutsche Spezialitäten wünschen, die alle zuammen dann zubereitet haben: Frankfurter Würstchen, Wiener Schnitzel, Spätzle und vieles mehr. Die  Jugendlichen haben vieles gemeinsam erlebt: Wanderungen, Ausflüge, u.a. zum ZDF und in verschiedene Städte, einen Geburtstag, Klettern, Stadtbummel u.a. in Frankfurt, Unterricht, Alltagsleben in der Familie und mehr. Die AZ hat diese Begegnung in einem Bericht gewürdigt. Einige Fotos der Begegnung in Ingelheim sind hier zu sehen.

Bei allen Begegnungen verfolgt das SMG einen partizipativen Ansatz, d.h. die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler organisieren die Austausch-Aktivitäten selbst – dabei werden die Wünsche der Gäste, die Möglichkeiten und Wünsche der Gastgeber abgesprochen und so gut wie möglich in Einklang gebracht. In der Projektwoche werden die Begegnungen besprochen und vorbereitet, z.B. den Ablauf der Exkursionen, die Freizeitaktivitäten und der Empfangsabend.
Übrigens sind Russischkenntnisse dafür erwünscht, aber keine Voraussetzung, denn die russischen Schüler lernen seit der dritten oder fünften Klasse Deutsch. In der Regel nehmen auf deutscher Seite häufig zweisprachige Schüler teil, die innerhalb der Jugendlichen sprachlich vermitteln. Das offizielle Programm dagegen wird von den organisierenden Lehrerinnen übersetzt, sie bieten auch eine „Übersetzungs-Hotline“ für Notfälle an. Erfahrungsgemäß ist jedoch die Verständigung selten ein Problem.

Für Schüler, die keine Möglichkeit haben, Russisch als Wahlfach (ab Klasse 9) zu lernen, wird eine Russisch-AG angeboten, wo die russischen Buchstaben und einige grundlegende Ausdrücke erlernt werden.

Der Austausch wird seit Beginn von der Russischlehrerin Bettina Buchner-Naujoks organisiert und zusätzlich von wechselnden Geschichtslehrern begleitet, so Frau Kersandt (2015), Herr Schacht (2017) und Herr Aichroth (2019).

Text: Bettina Buchner-Naujoks, August 2019
Foto: Gymnasium Nr.4, Wolgograd